Etwa 14 % der Erwachsenen weltweit leiden im Laufe ihres Lebens unter Tinnitus, also unter anhaltendem Klingeln oder Summen in den Ohren. Es gibt eine Reihe möglicher Ursachen für Tinnitus, darunter Verletzungen des Ohrs, laute Geräusche, bestimmte Medikamente und neurologische Probleme. Einige Studien lassen außerdem einen Zusammenhang zwischen Tinnitus und Blutdruck vermuten, bei dem Bluthochdruck einen zusätzlichen Risikofaktor darstellt.
Wer unter Ohrgeräuschen leidet, wendet sich häufig erstmal an einen HNO-Arzt. Für viele Patienten ist es leider schwierig, die eigentliche Ursache des Tinnitus zu bestimmen. Zusätzlich deuten einige Studien (aber nicht alle) auf ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck bei Tinnitus-Patienten hin. Und das wiederum könnte ein Hinweis auf ein erhöhtes Stressniveau sein.
Wenn Sie unter Ohrgeräuschen leiden, sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob Ihr Blutdruck dazu beiträgt und ob der erhöhte Blutdruck ein Anzeichen für andere medizinische Probleme ist. Es ist wichtig zu wissen, dass einzelne, stichprobenartige Blutdruckmessungen ein unvollständiges Bild zeichnen können.
Der Blutdruck schwankt im Laufe des Tages aufgrund von Faktoren wie Stress, körperlicher Aktivität und sogar der Körperhaltung. Es ist also schwierig, mit nur ein oder zwei Messungen wiederkehrende Muster oder subtile Veränderungen zu erkennen. Hierbei kann eine kontinuierliche Blutdrucküberwachung, wie sie Aktiia anbietet, einen wertvollen Beitrag leisten. Aktiia bietet einen umfassenderen Überblick über die Entwicklung Ihres Blutdrucks über einen längeren Zeitraum. So können die Messungen mit Aktiia dazu beitragen, Zusammenhänge zwischen Bluthochdruck und Symptomen wie Tinnitus aufzudecken und Ihnen und Ihrem Arzt tiefere Einblicke in Ihre Gesundheit gewähren.
Was ist Tinnitus?
Tinnitus ist gekennzeichnet durch die Wahrnehmung von Geräuschen in den Ohren oder im Kopf, ohne dass eine externe Quelle für diese existiert. Er kann sich als Klingeln, Brummen oder sogar als Dröhnen äußern. Der Tinnitus kann konstant oder zeitweise auftreten und leicht störend oder stark beeinträchtigend sein. In einigen Fällen beeinträchtigt der Tinnitus die Lebensqualität stark, weil er sich auf den Schlaf, die Konzentration und das emotionale Wohlbefinden auswirkt.
Ohrenrauschen oder -sausen kann also ein Anzeichen für Bluthochdruck sein. Sie hören dann im wahrsten Sinne des Wortes das Blut durch den Körper rauschen. Aber was genau passiert dabei im Körper?
- Das Sausen oder Rauschen hat den gleichen Takt wie der Puls.
- Ohrensausen kommt aus dem Inneren des Körpers und wird nicht über Außengeräusche ausgelöst.
- Auslöser kann eine Gefäßverengung in der Nähe der Ohren sein. Das Fließen des Blutes erzeugt Schallwellen, die auf die Ohren wirken.
- Je höher der Blutdruck, umso lauter sind die hörbaren Geräusche.
- Im Gegensatz zum Ohrensausen nehmen Betroffene beim Tinnitus einen dauerhaften Ton wahr.
Ist ein bisschen Tinnitus normal?
Ohrgeräusche, die nicht länger als zwei Tage anhalten, sind nicht problematisch. Dauern die Geräusche jedoch länger an, ist es empfehlenswert, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Mit der Hilfe von Hörtests, dem Abhören der Gefäße am Hals und Untersuchungen des Gehörganges lassen sich schon erste Diagnosen stellen. Dabei wird unterschieden zwischen:
- Objektivem und subjektivem Tinnitus: Wenn die Geräusche nur für den Betroffenen hörbar sind und auf eine eigene physikalische Schallquelle im Körper wie hinweisen, z. B. muskel- oder gefäßbedingte Geräusche, handelt es sich um einen objektiven Tinnitus. Wird keine reale Schallquelle im Körper gefunden, handelt es sich um einen subjektiven Tinnitus.
- Primärem und sekundärem Tinnitus: Wenn keine genaue Ursache für das Ohrensausen bekannt ist, spricht man von primärem Tinnitus. Der sekundäre Tinnitus hat eine eindeutige Ursache, wie beispielsweise eine Gefäßerkrankung.
- Akutem und chronischem Tinnitus: Halten die Geräusche länger als drei Monate an, ist der Tinnitus chronisch. Bis zu dieser Grenze handelt es sich um akuten Tinnitus.
Die Ursachen von Tinnitus
Tinnitus, die Wahrnehmung von Geräuschen ohne äußere Quelle, wird häufig mit starker Lärmbelastung und Hörverlust in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch mehrere überraschende Ursachen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar sind:
- Ohrenschmalzablagerungen oder Ohrinfektionen: Ohrenschmalz kann die Gehörgänge verstopfen. Das wiederum kann zu einer Verschlechterung des Hörvermögens und der Wahrnehmung von Klingeltönen führen, insbesondere bei älteren Erwachsenen.
- Kopf- oder Nackenverletzungen: Verletzungen am Kopf und der Halswirbelsäule können die Nervenbahnen und den Blutfluss unterbrechen. Solche Verletzungen können zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Tinnitus führen.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, darunter einige Antibiotika, Chemotherapeutika, ACE-Hemmer (z. B. Lisinopril und Enalapril), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR wie Ibuprofen, Naproxen und Aspirin), Antimalariamittel und Antidepressiva können Tinnitus als Nebenwirkung verursachen oder verschlimmern.
- Medizinische Gründe: Verschiedene Krankheiten wie Anämie, Bluthochdruck, Schilddrüsenunterfunktion, Multiple Sklerose und Ménière-Krankheit können mit Tinnitus in Verbindung stehen.
- Emotionale und psychologische Faktoren: Stress, Ängste und Depressionen können Tinnitus entweder auslösen oder verschlimmern.
- Schwangerschaft: Tinnitus kann auch mit einer Schwangerschaft einhergehen. Obwohl die genaue Ursache nicht bekannt ist, können die physischen Veränderungen des Körpers während der Schwangerschaft die Nervenzellen im Innenohr beeinflussen. Wahrscheinlich verursachen die Zunahme des zirkulierenden Blutvolumens und der Anstieg des Blutdrucks (beides ist während der Schwangerschaft normal) in diesem Fall den Tinnitus.
Blutdruck und Tinnitus
Einige Studien (aber nicht alle) deuten auf ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck bei Tinnituspatienten und – patientinnen hin. Es gibt zwei Hauptmechanismen, die den Zusammenhang zwischen Blutdruck und Tinnitus erklären könnten:
- Gefäßschäden: Hoher Blutdruck kann die Blutgefäße schädigen. Das verringert den Blutfluss zum Innenohr und beeinrächtigt die empfindlichen Strukturen, die für das Hören verantwortlich sind.
- Idiopathische intrakranielle Hypertension: Hier kann ein erhöhter intrakranieller Druck eine Reihe von Symptomen wie Kopfschmerzen, Doppeltsehen und Augenschmerzen sowie pulsierenden Tinnitus verursachen. Bei dieser Art von Tinnitus sind rhythmische, pulsierende oder zischende Töne in einem oder beiden Ohren zu hören.
Das Innenohr reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen des Blutflusses und des Blutdrucks: Ein kompliziertes Netz von Blutgefäßen versorgt das Innenohr mit Sauerstoff und Nährstoffen, um eine optimale Funktion zu gewährleisten. Bei erhöhtem Blutdruck können diese Gefäße verengt oder beschädigt werden, was den Blutfluss beeinträchtigt. Der verminderte Blutfluss kann die ordnungsgemäße Funktion des Gehörs beeinträchtigen, was sich wiederum als Tinnitus äußern kann. Schwankungen des Blutdrucks, wie z. B. plötzliche Blutdruckanstiege oder -abfälle, können Tinnitus-Symptome auslösen oder verschlimmern. Das liegt daran, dass sie die gleichmäßige Versorgung des Innenohrs mit Blut und Sauerstoff vorübergehend unterbrechen und zu Veränderungen der Hörwahrnehmung führen.
Unabhängig davon, ob Sie sich über Tinnitus Sorgen machen oder nicht, gesunde Gewohnheiten sind immer eine gute Idee und die regelmäßige und aktive Überwachung Ihres Blutdrucks gehört definitiv dazu. Denn in vielen Fällen verläuft Bluthochdruck zunächst symptomlos. Eine frühzeitige Erkennung kann dann die nötigen Informationen für eine Behandlung liefern, um später schwerwiegendere gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
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Umgang mit blutdruckbedingtem Tinnitus
Wenn es um den Blutdruck geht, können Tinnitus-Betroffene Folgendes in Betracht ziehen:
- Kontinuierliche Blutdrucküberwachung: Regelmäßige Messungen liefern Ihnen den Messwert zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eine 24-Stunden-Überwachung kann Ihnen dabei helfen, zu verstehen, wie sich Ihr Blutdruck im Laufe des Tages und der Nacht verhält. Auf diese Weise können Sie beginnen, Höhen und Tiefen mit täglichen Aktivitäten, Nahrungsmitteln oder anderen Faktoren in Verbindung zu bringen, und darauf hinarbeiten, Ihren Blutdruck konstant zu halten.
- Beurteilung durch Ihren medizinischen Betreuer: Bei anhaltendem Tinnitus, insbesondere wenn er mit Blutdruckschwankungen einhergeht, sollten Sie einen Audiologen oder HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) für eine gründliche Untersuchung aufsuchen. So kann festgestellt werden, ob eine vaskuläre Komponente zu Ihrem Zustand beigetragen hat.
- Anpassung des Lebensstils: Eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger körperlicher Betätigung, einer ausgewogenen Ernährung mit wenig Natrium und gesättigten Fettsäuren sowie Techniken zur Stressbewältigung können möglicherweise dazu beitragen, sowohl Bluthochdruck als auch Tinnitus-Symptome zu kontrollieren.
Wenn ein Ohrensausen aufgrund von Bluthochdruck vorliegt, helfen in erster Linie Entspannung, Ruhe und Stressreduktion. Folgendes kann helfen:
- Autogenes Training – ein auf Autosuggestion (Selbstbeeinflussung) basierendes Entspannungsverfahren
- Entspannungstechniken – wie Yoga, Qi Gong, Meditation oder Achtsamkeitsübungen
- Blutdruck senkende Medikamente
- Zeitmanagement – eine Optimierung kann Stress mindern
- Injektion mit Panitrin – durch Betäubung der Gefäßnerven wird die Anspannung der Muskulatur reduziert
- Seltener kommen neurochirurgische Eingriffe infrage
Fazit: Bluthochdruck ist eine Ursache für Ohrenrauschen
Ohrengeräusche haben ihre Ursache nicht immer in äußeren Faktoren, wie anhaltend laute Musik oder ein Lärmtrauma. Auch innere Faktoren, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck können Auslöser für Tinnitus sein. Der genaue Zusammenhang zwischen Blutdruck und Tinnitus muss zwar noch weiter untersucht werden, aber die derzeitigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Krankheiten sich gegenseitig beeinflussen.
Ein Besuch bei einem HNO-Spezialisten oder einer HNO-Spezialistin hilft dabei, den genauen Grund für die Ohrgeräusche herauszufinden und mögliche Folgekrankheiten auszuschließen. Personen, die unter Tinnitus leiden, sollten sich insbesondere in Verbindung mit Bluthochdruck regelmäßig ärztlich untersuchen lassen und auf gesunde Lebensgewohnheiten achten, um eine mögliche Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und enthält keine medizinischen Ratschläge und ist kein Ersatz für eine ärztliche Beratung. Die Informationen in diesem Artikel sind nicht dazu gedacht, Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln, zu heilen oder zu verhindern. Sprechen Sie mit einer qualifizierten medizinischen Fachkraft, bevor Sie Änderungen an Ihrem Lebensstil vornehmen.
Quellen
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