Was ist systolischer Blutdruck?
Hoher Blutdruck oder Hypertonie ist ein großes Gesundheitsproblem, das vor allem bei älteren Erwachsenen häufig auftritt. Mit dem Älterwerden verändert sich das Netzwerk der Blutgefäße. Die Arterien werden steifer, wodurch der Blutdruck steigt. Dies kann auch Menschen betreffen, die gesund leben und sich fit fühlen. Hoher Blutdruck wird manchmal auch „der stille Killer“ genannt, denn oft verursacht er keine sichtbaren oder fühlbaren Krankheitssymptome. Obwohl es fast ein Drittel aller Deutschen betrifft, wissen viele nicht einmal, dass sie an Bluthochdruck leiden.
Blutmessen: der systolische und diastolische Wert
Beim Messen des Blutdrucks werden zwei Werte, der systolische und der diastolische Wert, ermittelt. Die Maßeinheit “Millimeter-Quecksilbersäule” (= mmHg) gibt den Druck an, den das Blut in den Arterien erzeugt.
Der systolische Blutdruck misst den Druck des Blutes, während sich das Herz zusammenzieht und mit einem Stoß der Herzmuskulatur das Blut in die Hauptschlagader (Aorta) befördert. In dieser Anspannungs- und Auswurfphase erhöht sich der Druck in den Gefäßen kurzfristig. Der dabei erreichte maximale Druck wird mit dem medizinischen Fachbegriff „Systole“ bezeichnet (das kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Zusammenziehen“). Danach folgt die Entspannungsphase, die sogenannte “Diastole” (griechisch für „Ausdehnung“).
Die Europäische Gesellschaft für Bluthochdruck (EESH) hat die folgenden Zahlenangaben als normal eingestuft:
- Optimal: unter 120 / 80
- Normal: 120-129 / 80-84
- Hoch-normal: 130-139 / 85-89
Für hohen Blutdruck definiert die EESH Blutdruckwerte von über 140/90 mmHg und hat dafür drei Kategorien festgelegt:
- milder Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1):
140-159 / 90-99 - mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2):
160-179 / 100-109 - schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3):
über 180 / über 110
Im weiteren sehen wir uns den systolischen Blutdruck genauer an.
Ein Anstieg des systolischen Blutdrucks sagt das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung besser voraus als ein Anstieg des diastolischen Blutdrucks. Das Joint National Committee der Vereinigten Staaten für die Erkennung, Bewertung und Behandlung von Bluthochdruck hat die isolierte systolische Hypertonie als wichtiges Ziel für die Kontrolle des Blutdrucks benannt.
Obwohl der systolische Blutdruck mit einer größeren Messvariabilität verbunden ist, kann er einfacher als der diastolische Blutdruck bestimmen werden. In einer vom Framingham durchgeführten Herzstudie wurde das Blutdruckstadium bei 99% der Erwachsenen über 60 Jahren richtig klassifiziert, wenn nur der systolische Blutdruck bekannt war, während die Kenntnis des diastolischen Blutdrucks nur bei 66% der Studienteilnehmer richtig klassifiziert wurde.
Bluthochdruck tritt bei zwei Dritteln der über 65-Jährigen und drei Viertel der über 75-Jährigen auf. Bei Menschen im Alter von bis zu 50 Jahren sind sowohl der diastolische Bluthochdruck als auch der systolische Bluthochdruck unabhängig voneinander mit dem Risiko einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems verbunden. Ab dem 50. Lebensjahr ist der systolische Wert weitaus wichtiger als der diastolische, um das Risiko einer koronaren Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Nierenversagen und Mortalität bei Menschen mit Bluthochdruck vorherzusagen. Im Alter von 60 Jahren erhöhen jedoch ein steigender systolischer Blutdruck und ein niedrigerer diastolischer Blutdruck das Risiko für Erkrankungen des Herzens und der Gefäße.
Erhöhter systolischer Blutdruck
Altersbedingte physiologische Veränderungen erklären die häufige Entwicklung einer isolierten systolischen Hypertonie bei älteren Menschen. Jüngere Menschen haben eine stark dehnbare Aorta, die sich während der Systole ausdehnt und einen nachfolgenden Blutdruckanstieg minimiert. Die meisten älteren Menschen entwickeln jedoch mit zunehmendem Alter eine fortschreitende Versteifung ihres Arterienbaums, was zu einem kontinuierlichen Anstieg des systolischen Blutdrucks führt.
Von einer isolierten systolischen Hypertonie spricht man dann, wenn der systolische Blutdruck über 140 mmHg und der diastolischer Blutdruck unter 90 mmHg liegt. Der erhöhte systolische Blutdruck ist nach wie vor die häufigste Form der Hypertonie und schwieriger zu kontrollieren als der diastolische Blutdruck.
Alle Arten von Bluthochdruck, einschließlich der isolierten systolischen Hypertonie, können das Innere der Arterien mit der Zeit schädigen und winzige Risse in den Wänden verursachen. Eine Chemikalie namens LDL-Cholesterin kann sich in diesen beschädigten Blutgefäßen ansammeln und eine Schicht namens Plaque bilden. Das verengt die Arterien und erhöht den Blutdruck noch mehr.
Geht das soweit, dass die Arterien verstopft werden, dann wird die Sauerstoffzufuhr zum Herzen unterbrochen, was zu einem Herzinfarkt oder – wenn der Blutfluss zu einem Teil des Gehirns eingeschränkt oder unterbrochen ist – auch zu einem Schlaganfall führen kann.
Verengte oder blockierte Blutgefäße in den Augen können dazu führen, dass das Sehvermögen beeinträchtigt wird, bis hin zur Blindheit. Sollten die Arterien rund um die Nieren herum beschädigen sein und so deren Filterfunktion beeinträchtig werden, kann dies eine Niereninsuffizienz hervorrufen.
Studien haben gezeigt, wenn der systolische Blutdruck durch eine Behandlung um mindestens 20 mmHg auf weniger als 160 mmHg oder weniger als 150 mm Hg gesenkt wurde, verringern sich Schlaganfällen um 35-40% und Herzinsuffizienz um 50%. Es kommt auch zu einer 10–15%igen Reduzierung der Sterblichkeitsrate.
Ärzte empfehlen eine Veränderungen des Lebensstils, um den Blutdrucks unter Kontrolle zu halten. Die Beschränkung der Salzaufnahme auf 8 Gramm täglich senkt den systolischen Blutdruck im Durchschnitt um 4,3 mmHg und den diastolischen Blutdruck um 2 mmHg. Eine Kombination aus Gewichtsreduzierung und Einschränkung des Salzkonsums senkt den Blutdruck stärker als jede Strategie allein und verringert die Notwendigkeit einer antihypertensiven Behandlung.
Quellen:
– Systolic blood pressure: It is time to focus on systolic hypertension—especially in older people, Jan N Basile, BMJ. 2002 Oct 26; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1124431/
– Gesundheitsberichterstattung des Bundes 02.03.2022; www.gbe-bund.de/gbe10/F?F=25561D und www.gbe-bund.de/gbe10/F?F=22562D
– Normale Blutdruckwerte: https://www.praktischarzt.de/untersuchungen/blutdruck-messen/blutdruckwerte/