Was ist diastolischer Blutdruck?
Unser Blut fließt nicht in einem gleichmäßigen Strom durch den Körper wie Wasser in einem Fluss, sondern es wird vom Herzen stoßweise in die Arterien gepumpt. Das Herz ist ein Muskel von der Größe einer Faust und besteht aus vier Kammern und vier Ventilen. Diese Ventile öffnen und schließen sich, damit das Blut durch die Kammern und in das Herz und aus dem Herzen fließen kann. Laut der American Heart Association schlägt unser Herz etwa 60 bis 100 Mal pro Minute oder rund 100.000 Mal pro Tag. Durch diese Aktivität wird das mit Sauerstoff und Nährstoffen angereicherte Blut in die Arterien gepumpt. Diese Gefäße verteilen dann das Blut im gesamten Körper. Sie werden stärker als die Venen beansprucht und sind deswegen von ihrem Aufbau her stärker und dicker als Venen. So können sie dem Druck des Herzens besser standhalten. Besonders die herznah gelegenen Arterien können sich elastisch erweitern und in der Entspannungsphase des Herzens den Druckabfall durch Zusammenziehen ausgleichen.
Durch seine Masse drückt das Blut dabei natürlich auch gegen die Wand der Arterie und mit einem Blutdruckmessgerät kann die Höhe dieses Drucks gemessen werden.
Bei der Messung ermittelt man zwei verschiedene Zahlen, dem ersten, sogenannten systolischen Wert und dem zweiten, sogenannten diastolischen Wert. Beide Werte misst man mit der Einheit „mmHg“, was Millimeter-Quecksilbersäule bedeutet.
Der systolische Blutdruck misst den Druck des Blutes gegen die Arterienwände, während sich das Herz zusammendrückt und so das Blut in die Arterien befördert. Der diastolische Blutdruck misst denselben Druck, aber in der Zeit zwischen zwei Schlägen, in der sich das Herz entspannt und ausdehnt. Der medizinische Fachbegriff „Diastole“ bedeutet „Ausdehnung“. Es ist also der „Rest“-Druck, der bei der Erschlaffung des Herzmuskels übrig bleibt. Bei normalen Blutdruck pulsiert der Blutdruck wellenförmig zwischen 120 und 80 mmHg hin und her. Da der zweite Wert einen “Ruhewert” ausdrückt, ist er um einiges niedriger als der erste. Beide Zahlen sind wichtig zu ermitteln, aber nicht immer aus den gleichen Gründen.
Der systolische Blutdruck steht für viele Ärzte im Mittelpunkt, dem diastolischen Druck wird oft geringere Bedeutung beigemessen. Es ist richtig, dass die Arterien die Organe während der Systole (griech. für “Zusammenziehen”) mit frischem Blut versorgen, aber die Herzkranzgefäße sind anders. Sie umgeben die Aortenklappe, sodass das Herz selbst nur dann Blut bekommt, wenn sich die Aortenklappe schließt – und das geschieht in der Diastole, der Ruhephase des Herzens. Ist dieser Druck zu hoch oder zu niedrig, dann ist eine optimale Versorgung des Herzens nicht mehr gewährleistet.
Was ist normaler diastolischer Blutdruck?
Ein normaler diastolischer Blutdruck in Ruhe liegt bei 80 mmHg oder etwas darunter. Ab 90 mmHg definiert die Europäische Gesellschaft für Kardiologie und Bluthochdruck ESC/ESH drei verschiedene Kategorien für Hypertonie:
- milder Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1):
140-159 / 90-99 - mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2):
160-179 / 100-109 - schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3):
über 180 / über 110
Ein Arzt diagnostiziert dann einen Bluthochdruck, wenn entweder der systolische oder diastolische Wert in diesen Bereichen liegt oder wenn beide Werte hoch sind. Der Gesundheitsbericht des Bundes gibt an, dass etwa ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland an Bluthochdruck leiden, was allerlei gesundheitliche Probleme mit sich bringt. Er kann ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz, und für chronische Niereninsuffizienz oder auch Demenz sein.
Hoher diastolischer Blutdruck
Dieser Bluthochdruck, auch isolierte diastolische Hypertonie (IDH) genannt, tritt auf, wenn der systolischer Blutdruck normal ist, der diastolischer Blutdruck aber über 80 mmHg liegt.
Häufige Ursachen von IDH sind:
- Hormon- und Stoffwechselerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Krankheiten
- Schlafapnoe
IDH ist eine seltene Art von Bluthochdruck, die weniger als 20 % aller Fälle von Bluthochdruck ausmacht. Wie andere Arten von Bluthochdruck kann IDH das Risiko für Schlaganfall, Herzerkrankungen, Aneurysma, Vorhofflimmern, Sehverlust und chronische Nierenerkrankung erhöhen.
Was verursacht hohen diastolischen Blutdruck?
Mögliche Ursachen einer isolierten diastolischen Hypertonie sind:
- salzreiche Ernährung
- Übergewicht
- Mangel an körperlicher Aktivität
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Stress und Angst
- Medikamente wie Amphetamine, Antidepressiva, orale Kontrazeptiva, Koffein, atypische Antipsychotika oder Steroide
Was sind Symptome eines hohen diastolischen Drucks?
Die meisten Menschen mit Bluthochdruck spüren kaum Symptome, und es kann Jahre dauern, bis die Erkrankung schwerwiegend in Erscheinung tritt. Eine große Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass nur 10,3 % der Teilnehmer sich ihres erhöhten Blutdrucks bewusst waren. Oft werden die Symptome auf andere Probleme zurückgeführt. Deswegen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen der beste Weg, um seine Blutdruckwerte zu kennen und Schwankungen feststellen zu können.
Zu den Symptomen einer schweren Hypertonie zählen:
- Brustschmerz
- Atembeschwerden
- Benommenheit
- plötzlich einsetzende Schwäche
- Veränderung der Sprache
- Bewusstseinsverlust
Niedriger diastolischer Blutdruck
Bei Dehydratation oder starken Blutungen kann ein niedriger diastolischer Blutdruck auftreten. Niedrige Werte bekommt man auch dann, wenn sich die Arterien entspannen und erweitern, wie zum Beispiel durch einen Saunabesuch. Für ältere Menschen ist ein diastolischer Blutdruck zwischen 90 und 60 in Ordnung. Sobald man aber unter 60 kommt, beginnt man sich unwohl zu fühlen. Viele ältere Menschen mit niedrigem diastolischem Blutdruck werden müde oder schwindelig und stürzen häufig, was Knochenbrüche nach sich ziehen kann. Ab 65 Jahren besteht auch das Risiko einer orthostatischen Hypotonie, einer Erkrankung, bei der der Blutdruck abrupt abfällt, wenn man vom Sitzen in eine Stehposition kommt.
Sowohl Bluthochdruck wie auch zu niedriger Blutdruck müssen behandelt werden. Neben Medikamenten können Sie auch durch mehr Bewegung und einer Veränderung der Essgewohnheiten. Ihren Blutdruck positiv beeinflussen. Auch die Überwachung des Blutdrucks durch regelmäßige Messungen zu Hause hilft festzustellen, ob Medikamente wirken, wie sie sollen, und kann auf eine Verschlechterung des Blutdrucks hinweisen.
Quellen:
New American and European Hypertension Guidelines, Reconciling the Differences; 2019 Dec; 8 – https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6828883
Diastolic blood pressure: How low is too low? May 17, 2015 – https://www.uab.edu/news/research/item/10393-diastolic-blood-pressure-how-low-is-too-low
Why Is My Bottom Blood Pressure Number High? 3/2/2022 – https://www.medicinenet.com/why_is_my_bottom_blood_pressure_number_high/article.htm
What causes high diastolic blood pressure? January 23, 2022 – https://www.medicalnewstoday.com/articles/high-diastolic-pressure#symptoms
Prevalence, Awareness, and Treatment of Isolated Diastolic Hypertension, 2019 Oct 1 – https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6806046
Gesundheitsberichterstattung des Bundes 02.03.2022 – www.gbe-bund.de/gbe10/F?F=25561D und www.gbe-bund.de/gbe10/F?F=22562D
Normale Blutdruckwerte – https://www.praktischarzt.de/untersuchungen/blutdruck-messen/blutdruckwerte