Ein plötzlicher Blutdruckabfall („akute Hypotonie”) unterscheidet sich von chronischem niedrigem Blutdruck und kann verschiedene Gründe haben. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel die häufigsten Anzeichen, Ursachen und auch einige Behandlungsmethoden.
Symptome eines plötzlichen Blutdruckabfalls
Bei akuter Senkung des Blutdrucks zu Werten von unter 100/60 mmHg bekommt der Körper vorübergehend nicht genug Sauerstoff. Dabei kommt es oft zu folgenden Kreislaufbeschwerden:
- Augenflimmern („Sternchen sehen”)
- Herzklopfen
- kühle, blasse Haut (bei septisch oder allergisch bedingtem Blutdruckabfall ist sie aber warm und gerötet)
- Ohrensausen
- sekundenlange Ohnmacht („Synkope”)
- Schweißausbruch
- Schwindelgefühl
- Übelkeit und Brechreiz
- Verwirrungszustände
Normalerweise besteht bei milden Symptomen kein Anlass zur Besorgnis. Synkopen sollten Sie auf alle Fälle aber von Ihrem Arzt abklären lassen.
Vorsicht: Verständigen Sie den Notruf, falls sich die obigen Beschwerden verschlimmern. Ein kompletter Herz-Kreislaufstillstand zeichnet sich durch tiefe Ohnmacht und Reglosigkeit, fehlende Atmung, keinen Puls, blass-graue Hautverfärbung oder reaktionslose Pupillen aus. Leiten Sie in diesem Fall auch sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein. |
Ursachen eines plötzlichen Blutdruckabfalls
Es gibt einige Gründe für niedrigen Blutdruck. Eine chronische „primäre Hypotonie” wird oft vererbt und hat keine anderen erkennbaren Ursachen („arterielle Hypotonie”).
Von einer „sekundären Hypotonie” spricht man, wenn der Blutdruck durch chronische Krankheiten oder bestimmte Medikamente dauerhaft gesenkt wird.
Es gibt allerdings auch diverse Auslöser, die eine akute Blutdrucksenkung verursachen können:
Alter
Je älter der Mensch, desto schlechter reguliert der Körper die Blutdruckregelung. Ein zu abrupter Blutdruckabfall ist hier besonders bedenklich, da gebrechliche Patienten sich bei plötzlicher Ohnmacht und Stürzen schwer verletzen können.
Bestimmte Erkrankungen
Akute Entzündungen, Blutverlust (z. B. starke Monatsblutungen oder Magengeschwüre), Vergiftungen, allergische Reaktionen, heftige Schmerzen, Darmverschluss, Sepsis und Herzrhythmusstörungen können abrupte Blutdrucksenkungen auslösen.
Eine sogenannte orthostatische bzw. lageabhängige Hypotonie liegt vor, wenn ein rapider Blutdruckverlust durch rasches Aufstehen oder aufrechte Körperhaltung verursacht wird. Zu langes Sitzen oder Liegen davor spielt hier ebenfalls eine Rolle.
Oft sind hier ältere Menschen betroffen, sowie Patienten, die an chronischen Gesundheitsproblemen wie Diabetes, Krampfadern oder anhaltend niedrigen Blutdruckwerten leiden. Parkinson, Arteriosklerose und Diabetes tragen auch zu unflexiblen Arterien bei, die dann Blutdruckstörungen verursachen können.
Intensive körperliche Belastung / Durst
Regelmäßige Bewegung ist generell nützlich gegen Kreislaufprobleme. Wenn eine Person mit ohnehin niedrigem Blutdruck nach intensiver Belastung allerdings zu plötzlich abbricht, sind die Blutgefäße noch zu sehr geweitet. So kann es zu Kreislaufproblemen kommen.
Ungenügende Wasserzufuhr und starkes Schwitzen tragen auch dazu bei.
Arzneien
Manche Arzneimittel, z. B. für die Prostata, gegen den grünen Star, oder Alpha-Blocker, verursachen niedrigen Blutdruck.
Schlaf
Etwas Blutdruckabfall im Schlaf ist normal; sackt dieser aber zu plötzlich ab, versucht der Körper, den Kreislauf schnell ‘hochzukurbeln’. Es kann bei Patienten mit niedrigen Blutdruckwerten deshalb zu chronischen Schlafstörungen kommen.
Schock / Angst
Auch beim Erschrecken oder Schock kann eine Überreizung des Vagusnervs zu einem abrupten Blutdruckabfall führen.
Schwangerschaft
Plötzliche Schwindelgefühle und Ohnmacht durch Hormonumstellungen sind vor allem in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft relativ häufig. Das Blutvolumen und die Herzfrequenz der Schwangeren sind erhöht, was plötzliche Blutdruckschwankungen auslösen kann.
Schweres Essen
Einige Menschen leiden nach Mahlzeiten an Schwindelgefühlen, werden benommen und manchmal ohnmächtig. Diese sogenannte „postprandiale Hypotonie” hat normalerweise zwei Gründe: Entweder unflexible, veraltete Gefäße oder eine Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems, das den normalen Blutdruck-Mechanismus nicht mehr richtig steuern kann.
Wechseljahre
In den Wechseljahren leiden Frauen oft an niedrigem Blutdruck, der Schwindel und andere Kreislaufbeschwerden auslösen kann. Hier sind vermutlich Hormonschwankungen verantwortlich.
Plötzlicher niedriger Blutdruck: was tun?
Oft können milde Symptome niedrigen Blutdrucks mit einfachen Hausmitteln behandelt werden. Bei schweren und chronischen Symptomen sollten aber immer Fachärzte hinzugezogen werden.
Selbsthilfe mit Hausmitteln bei akutem niedrigem Blutdruck
Die folgenden Maßnahmen können bei akuten Symptomen hilfreich sein:
- Vorsichtig hinsetzen bzw. hinlegen und die Füße hochlagern.
- Langsam tief ein- und ausatmen.
- Trinken (z. B. Wasser, Ingwertee gegen Schwindel/Übelkeit, oder ein koffeinhaltiges Getränk).
- Ein wenig Lakritze, Süßholzwurzel oder Salziges steigern den Blutdruck.
Ärztliche Diagnose und Medikamente
Es ist wichtig, festzustellen, welche Art der Hypotonie vorliegt.
Diagnose
- Orthostatische (lageabhängige) Hypotonie: Diese wird mit einem sogenannten „Schellong-Test” nachgewiesen. Patienten liegen erst zehn Minuten, stehen dann schnell auf und müssen zehn weitere Minuten stehen bleiben. Dabei werden die Blutdruckwerte geprüft und Symptome beobachtet.
- Bei regelmäßig auftretenden Synkopen: Patienten werden zehn Minuten auf einem Kipptisch festgeschnallt, während Herzfrequenz und Blutdruck überwacht werden. Danach wird der Tisch schnell auf ca. 60–80 Grad aufgerichtet. Bei Ohnmacht bzw. schnellem Blutdruckabfall liegt oft eine „vasovagale Synkope” vor, die durch eine Überreizung des Vagusnervs verursacht wird.
Medikamente
Die Behandlung richtet sich immer nach der genauen Ursache des Blutdruckabfalls.
Zum Beispiel muss bei Blutvolumenverlust Flüssigkeit ersetzt werden. Arzneien wie Fludrocortison erhöhen das Volumen und heben den Blutdruck an.
Andere Arzneimittel wie Sympathomimetika werden verschrieben, wenn das Nervensystem angeregt, die Blutgefäße verengt und so der Blutdruck gesteigert werden soll.
Bei Herzschwäche verschreibt man Medikamente wie Betablocker oder ACE-Hemmer.
Bei allen Arzneien können Nebenwirkungen auftreten, die vorher mit dem Arzt besprochen werden müssen.
Was kann man zur Vorbeugung tun?
Generell sollte man Situationen meiden, die Kreislaufbeschwerden begünstigen, zum Beispiel:
- Aktivitäten bei sehr warmem Wetter oder schwankenden Temperaturen.
- Zu heißes oder langes Baden.
- Langes Liegen, Stehen oder Sitzen.
- Alkohol und Tabak.
- Salzmangel.
- Zu schwere Mahlzeiten.
Grundsätzlich gilt bei niedrigem Blutdruck:
- Langsam und vorsichtig aufstehen.
- Wechselduschen (morgens abwechselnd warm und kalt duschen, zuletzt mit kaltem Wasser).
- Genug trinken, vor allem Wasser. Morgens sind Kaffee oder Tee erlaubt.
- Regelmäßiger Ausdauersport wie Schwimmen, Gymnastik, Laufen, Radfahren oder Wandern.
- Stützstrümpfe (Kompressionsstrümpfe) können hilfreich sein.
- Genug schlafen, idealerweise mit erhöhtem Oberkörper (ca. 20 Grad), was Blutdruckschwankungen vermindert.
- Kreislaufanregende Heilpflanzenpräparate wie Ginseng, Kampfer, Weißdorn oder Rosmarin, oder alternative Therapien wie Akupunktur könnten hilfreich sein.
Mit innovativen Messgeräten können Sie Ihre Blutdruckwerte außerdem bequem von zu Hause aus überwachen.
Wichtig: Dieser Artikel kann weder eine ärztliche Fachberatung noch eine Blutdruckmessung ersetzen. Er enthält allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler oder Unvollständigkeiten übernehmen wir keine Haftung.